Authentische Führung: Keine Carte blanche für Stillstand oder schlechtes Verhalten

Authentic Leadership – eines der vielen Modewörter im Bereich der Führungsentwicklung. Was bedeutet es, und was nicht?

Einleitend ein Gedankenspiel: Sie sind Koch mit eigenem Restaurant und stolz auf Ihre «authentische Küche nach Grossmutter Art». Sie kochen deftig, es gibt grosse Portionen, und Schwein, Würste, Fett und Zucker sind eine Selbstverständlichkeit. Aber die Zeit wandelt sich, und ebenso die Präferenzen der Kundschaft. Sie stehen nun vor einer Wahl:

A) So weitermachen, mit der Begründung, dies sei Ihre authentische Cuisine. Sie werden weiterhin Gäste haben, aber immer weniger, da Sie an den meisten Bedürfnissen vorbei kochen. Irgendwann reicht’s dann nicht mehr zur Deckung der Fixkosten.

B) Sie können Ihre Überzeugungen, was gutes Essen ausmacht, hinterfragen und auf dieser Basis Ihre Küche, die Rezepte, die Zutaten und die Speisekarte sachte weiterentwickeln.

Wie Kochen ist auch Führung eine Kunst und eine Profession, die es zuerst zu erlernen und danach weiterzuentwickeln gilt. Authentizität bedeutet nicht, stur an Ihren aktuellen Auffassungen von Führung festzuhalten oder unpassendes Führungsverhalten zu rechtfertigen: «Ich will mich nicht verbiegen, und das bin einfach ich.» Es ist absurd, persönliche Verbesserung mit Verbiegen gleichzusetzen, denn wir verbessern uns ständig, seit wir geboren sind: Im Gehen, Rechnen, Schreiben etc.

Authentizität bedeutet, keine Rolle zu spielen. Kein Skript abzuleiern. Sondern sich mit Ihren Imperfektionen und der Wirkung Ihres Führungsverhaltens auseinanderzusetzen. Ihre Überzeugungen bezüglich guter Führung zu hinterfragen und zu validieren. An Ihren Rezepten und Techniken zu arbeiten, um sich in der Führungskunst zu verbessern und den Bedürfnissen der heutigen Mitarbeitenden gerecht zu werden. Und zu verstehen, warum Sie das alles tun, damit die verbesserte Version von Ihnen eben natürlich und authentisch in Erscheinung tritt.

Sie müssen nicht werden wie Sheryl Sandberg oder Steve Jobs, um eine gute Führungsperson zu sein. Das wäre nicht authentisch. Es geht darum, herauszufinden, an welchen Ihrer Schrauben Sie wie drehen müssen, um Ihre Wirkung als Führungskraft – und damit auch Ihren Erfolg sowie den Erfolg Ihres Teams und des Unternehmens – zu verbessern.

Es gibt genau 1 Fall, wo Sie auf all das verzichten und authentisch im Stillstand bleiben können: Sie haben weder Kunden noch Mitarbeitende noch Arbeitskollegen.

Wenn wiedermal jemand «Authentizität» als Ausrede benutzt, um sich vor Verbesserung in der Führung zu drücken oder fragwürdiges Verhalten zu rechtfertigen, erinnern Sie ihn/sie daran: Authentische Führung und persönliches Wachstum gehen Hand in Hand – wenn man denn verstehen und wachsen will.

Viel Erfolg bei der laufenden Verbesserung Ihres authentischen Ich!

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